Als Colbert sein Amt antritt, sind die staatlichen Ausgaben weit höher als die Einnahmen.
Für die katastrophale Lage der Staatsfinanzen waren hauptsächlich die enormen Kosten des Krieges gegen Spanien sowie die verschwenderische Hofhaltung verantwortlich.
Aber auch um die Einnahmen des Staates stand es nicht zum besten:
Die wohlhabenderen Bürger zahlten ihre Steuern oft unregelmäßig, aus der verarmten Landbevölkerung war nicht mehr herauszupressen. Früher hatte man bei Geldmangel einfach die Steuern erhöht.
Colbert ging aber einen anderen Weg: er verzichtete auf Steuererhöhungen. Stattdessen kurbelte er durch verschiedene Maßnahmen die Wirtschaft an.



Frankreich soll ein einheitliches Wirtschafts- und Verwaltungsgebiet werden. Zunächst setzt Colbert deshalb in den einzelnen Bezirken Intendanten an die Spitze der Verwaltung.
Außerdem schafft er die Binnenzölle ab. Wenn man z.B. Handelswaren von Paris nach Marseille transportieren wollte, musste man bisher an den zahlreichen Zollschranken mehrfach Zölle bezahlen. Durch die Abschaffung sparte man nicht nur sehr viel Zeit. Auch die Waren wurden wegen der wegfallenden Kosten billiger. Dadurch stieg auch die Kaufkraft und damit auch der private Konsum.
Gleichzeitig verbesserte Colbert den Verkehrsfluss der Güter, indem er Straßen ausbaute, Flüsse schiffbar machte und Kanäle bauen ließ. Wirtschaft und Handel profitierten von der verbesserten Infrastruktur und wuchsen rasch..
Eine weitere wichtige Maßnahme bestand in der Einführung einheitlicher Maße und Gewichte. Das vereinfachte den Handel enorm, denn bislang bestand eine große regionale Vielfalt unterschiedlichster Maß- und Gewichtseinheiten.

Frankreich soll so viel wie möglich selbst produzieren, um teure Importe und damit den Abfluss von Geld ins Ausland zu vermeiden. Ideales Ziel war die wirtschaftliche Autarkie, also die Unabhängigkeit von Importen.
Deshalb fördert Colbert den Aufbau neuer Manufakturen z.B. für Porzellan oder Seide.
Manufakturen sind kleine Betriebe (Werkstätten), die in Handarbeit Produkte herstellen wie z.B. Knöpfe. Diese Produkte wurden meist in Arbeitsteilung gefertigt.
So wurden beispielsweise zur Herstellung von Nadeln Zurichter, Drahtschneider, Polierer, Schaftschneider, Knopfspinner, Knopfschneider, Stämperinnen und Nadelstecherinnen benötigt.
Wenn Arbeitskräfte für die rasch wachsenden Manufakturen fehlten, wurden auch schon einmal Bettler oder Waisenkinder zur Arbeit in Manufakturen genötigt.
Außerdem holte Colbert zusätzlich ausländische Fachkräfte ins Land, um auch die besten Erzeugnisse anderer Staaten in Frankreich herstellen zu können
Manchmal fanden die Manufakturprodukte aber nicht genügend Absatz. Dann schreckte der Wirtschaftsminister auch nicht davor zurück, beispielsweise Juden zum Kauf dieser Erzeugnisse zu zwingen.
Um den Import von billigen Rohstoffen aus den Kolonien zu verstärken, gründete er Import von billigen Rohstoffen aus den Kolonien, so genannte Kompanien ( Ost- und Westindische (heutiges Amerika), eine Nordische- und eine Levante-Kompanie). Dies wiederum hatte einen verstärkten Ausbau der Flotte zur Folge und so gilt Colbert auch als eigentlicher Schöpfer der französischen Seemacht. Die Ausbeutung der Kolonien erlaubte eine sehr kostengünstige Produktion, so dass die französischen Waren international konkurrenzfähig waren und sich gut exportieren ließen.
Die Ausfuhr von Rohstoffen wurde dagegen untersagt, denn diese sollten ausschließlich in die inländische Produktion gelangen.
Ein weit reichendes Verbot für die Einfuhr von Fertigwaren führte er ein, um die eigenen Fertigwaren vor Konkurrenz zu schützen. Auf alle sonstigen Güter, die importiert werden sollten, erhob er zudem Einfuhrzölle.
Nun stand dem Wirtschaftswachstum nichts mehr im Wege. Und tatsächlich verdoppelte er durch dieses System in nur sechs Jahren (zwischen 1661 und 1667) die Steuereinnahmen.

Dieses protektionistische System bezeichnet man als Merkantilismus oder nach seinem Schöpfer als Colbertismus. Durch seinen Erfolg sicherte es auch die Grundlagen des absolutistischen Staates Ludwig XIV.